SPD Ravensburg

Gedenktafel erinnert an verfolgte Kommunalpolitiker

Veröffentlicht am 01.08.2015 in Gemeindenachrichten

Auf der Bank 2. von Links: Hans Schuler, Schwiegersohn von Heinrich Matthiesen

Sie wurden 1933 von den Nationalsozialisten aus ihren Ämtern vertrieben, terrorisiert, verfolgt, verhaftet, in Konzentrationslager interniert und diskriminiert: elf Stadträte der SPD, KPD und der Zentrumspartei. An diese Kommunalpolitiker erinnert jetzt eine Gedenktafel im ersten Stock des Ravensburger Rathauses. Darunter die beiden Sozialdemokraten Karl Friedrich August Beese und Heinrich Matthiesen. Zur Einweihung der Gedenktafel waren Nachkommen aller Verfolgten eingeladen.
Oberbürgermeister Dr. Daniel Rapp fasste die Ereignisse zusammen: „Die von den Nationalsozialisten betriebene Schikanierung und Diskriminierung der politischen Gegner richtete sich insbesondere gegen elf in der KPD, der SPD und im Zentrum engagierte Ravensburger, die aufgrund ihrer politischen Überzeugung in den Konzentrationslagern Heuberg und Kuhberg inhaftiert wurden.“

Zunächst seien ab dem 7. Mai 1933 kommunistische Funktionäre in so genannte „Schutzhaft“ genommen worden, erklärte Rapp, „wie die Nationalsozialisten beschönigend die Inhaftierung politischer Gegner umschrieben. Darunter waren der KPD-Stadtrat Hermann Stotz sowie der Kreisvorsitzende der KPD Wilhelm Weigold, Hugo Jabs, Karl Paulke, Ernst Steinbach und Hans Schießl. Wenige Tage später verlegte man sie in das KZ Heuberg bei Stetten am Kalten Markt, wo die meisten unter widrigen Bedingungen bis zum Sommer festgehalten wurden.“ Weitere Gegner des NS-Regimes seien in der Folge verhaftet worden, berichtete der Oberbürgermeister: „Im April wurde der kommunistische Funktionär Max Pfau, die beiden Sozialdemokraten Karl Beese und der Vorsitzende der SPD Ravensburg Heinrich Matthiesen, der parteilose Walter Sprinz und der Zentrumspolitker Anton Huber gefangengesetzt.“ Auch nach ihrer Entlassung Ende 1933 seien die politisch Verfolgten vom NS-Regime überwacht und bedroht worden und „erlitten berufliche Nachteile und Diskriminierung im Alltag. Mit der gewaltsamen Ausschaltung und Diskriminierung ihrer konsequentesten Gegner erreichten die NS-Machthaber tatsächlich ihr Ziel: Kaum mehr jemand wagte es, offen gegen das NS-Regime zu agitieren.“
Gemeinderätinnen und Gemeinderäte, Mitglieder des Ortsvereins und Angehörige der Verfolgten kamen zu der Einweihung. Landtagskandidatin Heike Engelhardt erfuhr im Gespräch mit den Nachkommen, wie der Terror nicht nur die verfolgten Stadträte betraf sondern auch weit in den Familienalltag hineinreichte. (HE)

Der Text der Tafel lautet:
Aufgrund ihrer Überzeugung wurden die Ravensburger Kommunalpolitiker Karl Friedrich August Beese (SPD), Anton Josef Huber (Zentrum), Hugo Gustav Jabs (KPD), Heinrich Matthiesen (SPD), August Karl Paulke (KPD), Maximilian Pfau (KPD), Johann Schiessl (KPD), Walter Maria Sprinz (parteilos), Ernst Karl Steinbach (KPD), Hermann Stotz (KPD) und Wilhelm Hermann Weigold (KPD) 1933 von den NS-Machthabern in den Konzentrationslagern Heuberg und Kuhberg inhaftiert, diskriminiert und schikaniert.