SPD Ravensburg

Was du nicht willst, das man dir tu, das füg auch keinem andern zu

Veröffentlicht am 12.12.2016 in Veranstaltungen

Heike Engelhardt im Gespräch mit dem BAP-Frontman (Quelle: Oliver Hofmann)

BAP-Sänger Wolfgang Niedecken zu sozialer Gerechtigkeit

Der Bundespräsident hat ihm das Bundesverdienstkreuz verliehen, die Freunde der Räuberhöhle haben ihn mit ihrem Widerstandspreis ausgezeichnet: Die Rede ist von BAP-Sänger Wolfgang Niedecken. Am Rande der Preisverleihung hat sich die Kölsch-Rock-Legende mit der Ravemsburger SPD-Kreisvorsitzenden Heike Engelhardt unterhalten.

Mit Rängen und Titeln hat er es nicht so. Für ihn ist der Bundespräsident ehrenwert. Ehrenwert sind für Wolfgang Niedecken aber auch „die Leute, die Widerstand leisten, um diese Kneipe zu erhalten – es ist einfach großartig, dass es die noch gibt“. Füher war Wolfgang Niedecken mit seiner Band öfter in Ravensburg. Und nach Konzerten zog es die Kölschen Jungs in die „Höhle“, weil sie die Männer vom Rhein an ihre Lieblingskneipe in der Domstadt erinnert.

Hier in Ravensburg, in der „Räuberhöhle“, wo Rentner und Verdienerin, Maurergesellin und Zahnarzt, Grafiker und Fotografin, Auszubildende, Studierende und Arbeitslose sich am selben Tresen zum Bier treffen und ohne Frage nach Einkommen oder Ansehen miteinander ins Gespräch kommen, wo es einen Behindertenstammtisch gibt, wo man auch einfach mal eine Weile sitzen und Zeitung lesen darf – hier hat sich der Kölner Rocker 1986 zu seinem Lied über „Lisa“ inspirieren lassen. Zu einem Lied über eine Frau, die an den Umständen verzweifelt ist und darüber Hilfe in der Psychiatrie brauchte. Die Leute, die von anderen gern am Rand der Gesellschaft gedrückt werden, haben es dem BAP-Frontmann angetan. Wenn irgendwo himmelschreiendes Unrecht geschieht greift er zum Mikrofon, erhebt er die Stimme.

Für sein „Lebenswerk für Toleranz gegen Rechts“ haben ihn die Freunde der Räuberhöhle mit dem Widerstandspreis ausgezeichnet. Niedecken weiß sich nun in einer Reihe mit dem Whistleblower Edward Snowden und der Initiative „Wunsiedeln ist bunt – nicht braun“, die einen Nazi-Aufmarsch kreativ zu einem Spendenlauf für Aussteiger aus der rechtsextremen Szene umwidmete.

Der Preis ist ein aus drei Kickstartern zusammengeschweißtes Objekt, das - so Künstler Markus Mayer – man brauche, „um in die Gänge zu kommen“. Und das, so Räuberhauptmann und Vereinsvorsitzender Made Höld, auch zerlegt werden kann, „damit man es auf der Flucht problemlos mitnehmen kann“. Die 500 Euro Preisgeld gab's im Räuber-Rupfensack – in Münzen, versteht sich. Die volle Summe reicht der Geehrte übrigens weiter an sein Projekt „Rebound“, mit dem er ehemalige Kindersoldaten in Afrika unterstützt.

Widerstand heißt für Wolfgang Niedecken, sich dagegen zu stellen. An die Politik gewandt, betont er, es gelte Probleme zu lösen, damit die Schere zwischen Armut und Reichtum nicht weiter auseinandergehe. Wenn sich manche abgehängt fühlten, gar zu Recht abgehängt fühlten, dann müsse man mit bürgerkriegsähnlichen Verhältnissen auch in unserem reichen Land rechnen, warnt Niedecken. Er fordert, die Menschen im Land stark zu machen, damit sie rechten Sprüchemachern nicht auf den Leim gehen: „Dazu braucht es Bildung! Wie sollen die Leute denn sonst wählen gehen?“ Und er fordert die Medien auf, „Front gegen Rechts zu machen“.

Abschließend für sein Verständnis von sozialer Gerechtigkeit gefragt, möglichst verständlich und in einem Satz, antwortet der Rockmusiker nach kurzem Zögern, das habe der Philosoph Immanuel Kant in seinem kategorischen Imperativ hervorragend beschrieben. Dann hält er grinsend inne und sagt: „Ach so, verständlich. Ok, also in Kindersprache: Was du nicht willst, das man dir tu, das füg auch keinem andern zu.“